Sonntag, 30.8.2020
Anreise Hamburg
Nach Hamburg mit dem Auto – das ist ja kein grosses Ding, wenn der Elbtunnel frei ist. Bei herrlichem Wetter machen wir noch einen Spaziergang am Elbufer entlang, denn ein Stündchen haben wir noch Zeit bis zum Einchecken um 16 Uhr – die hübsche „kleine“ Hanseatic Inspiration warten schon auf ihre Passagiere. Allerdings: von den möglichen 230 Gästen bzw. den während Coronazeiten möglichen 160 (60%) gehen mit uns ganze 50 Reiselustige an Bord!
Hier die Schiffsdaten HANSEATIC INSPIRATION: Indienststellung 2019, Segment: Expedition, Bruttoraumzahl (BRZ) 15.650, Länge/Breite/Tiefgang 138,7m/22m/5,7m, Eis-Klassifikation PC6 – höchste Eisklasse für Passagierschiffe, Antrieb Diesel-elektrisch, Kabinen und Suiten 120, Passagierkapazität 230 z.Zt. 160 / Crew 230 (199 bei Antarktis-Expeditionen und Spitzbergen-Umrundung)/175, Zodiacs 17, Ausfahrbare Balkone 2, Bordsprache: deutsch/englisch, Bordwährung EUR
Ohne Wartezeit checken wir ein, werden zur Kabine gebracht, wo man uns mit Champagner und Häppchen begrüsst – wie bei der grossen Schwester Europa 2.
Unsere Balkon Suite 528 ist wunderschön: edel und schlicht in weiss gehalten mit ein paar lichtblauen Akzenten und interessanten Beleuchtungseffekten, viel Platz in Schränken und Bad – sehr schick.
Schon werden die Koffer gebracht; die sind schnell ausgepackt. Dann ist es Zeit für die Sicherheitsübung im Hanse Atrium auf Deck 4 – alle Passagiere zusammen, denn auch bei 50 Leuten kann der Mindestabstand eingehalten werden – und mehr sind wir ja nicht!
Zu halb sieben hat Kapitän Axel Engeldrum zur Sailaway Party an Pool- und Sonnendecks eingeladen, Champagner und Cocktails werden gereicht, die Sonne scheint golden vom blauen Wölkchenhimmel auf Hamburgs Ufer als die Inspiration den Hafen verlässt und die Elbe hinauszieht… Und gerade als wir auslaufen erhalten wir eine WhatsApp von Anette und Heiko, die eine Hafenrundfahrt machen und uns gerade begegnen – grosses Winken und Fotografieren! Liebe Grüsse nochmal von Bord!
Weil die Ausfahrt aus Hamburg sehr hübsch und imposant ist dinieren wir draussen auf der Lido Terrasse mit Wärmelampen am Heck des Schiffes.
Nach ein paar Stunden, mitten in der Nacht, wirft Kapitän Engeldrum den Anker, dümpelt vor Brunsbüttel bis zum nächsten Morgen, damit alle die Schleusung in den Nord-Ostsee-Kanal miterleben können.
Montag, 31.8.2020
Tagespassage durch den Nord-Ostsee-Kanal
Morgens um halb sieben ertönt die erste Ansage über Bordlautsprecher: der Lotze wurde an Bord genommen um in die Schleuse in Brunsbüttel einzufahren – schleusen ist ja immer ein kleines Schauspiel, auch wenn es noch so früh ist. Gegen 8 h schippern wir auf dem Nord-Ostsee-Kanal, der weltweit meist befahrenen künstlichen Wasserstrassen der Welt; 41.000 Schiffe sind jedes Jahr zwischen Kiel und Brunsbüttel unterwegs, etwa dreimal so viel wie auf dem Panama- oder Suez-Kanal. Erbaut von 1887 – 1895 von Kaiser Wilhelm, erweitert 1907-14 und 1965.
Der Kanal ist 98,637 km lang 162 m (90m) breit, 11 m tief (unsere Inspiration hat einen Tiefgang von 5,60m), Höchstgeschwindigkeit im Kanal ist 15km/h; die Durchfahrt dauert 6 bis 8 Stunden.
Das Begegnen von Schiffen ist nur in den Weichen für alle grossen Schiffe zulässig. Die Bosse im Kanal sind die Verkehrslenker, die Lotsen, die Kanalsteuerer, nicht etwa der Kapitän.
Wieder ist die Sonne auf unserer Seite, das Wetter ist herrlich. Als wir den Industriebereich von Brunsbüttel verlassen breiten sich beidseitig der Wasserstrasse weite grüne Agrarflächen in der Marsch aus. Ein wenig ähnelt die Aussicht der bei einer Flusskreuzfahrt. Immer wieder dümpeln Schwanen- oder Entenschwärme (bis zu 20 Tiere) in Ufernähe. Beschaulich, beschaulich… Vor Rendsburg zieht sich backbord über 500 m die längste Parkbank am Ufer entlang. Wir passieren die bekannte Lürssen Werft und unterfahren die Brücke der A7, die von Hamburg nach Flensburg führt.
Zwischenzeitlich müssen alle Passagiere zum Messen der Körpertemperatur. Vereinzelt trifft man mal jemanden, immer vorschriftsmässig mit Abstand und Anstand, also Mund-Nasen-Maske.
Ab Mittag verlassen wir die Marsch, erreichen die Geestlandschaft, gerade als der 100 Jahr alte Raddampfer Freya mit Dampfwolke und laut tutendem Schiffshorn auf seinen Vergnügungsfahrten von Kiel nach Rendsburg an uns vorbeizieht.
Am Nachmittag schleusen wir in Holtenau aus dem Kanal in die Kieler Förde und somit in die Ostsee.
Um 18 Uhr findet im Hanse Atrium eine Informationsveranstaltung statt; das Expeditions-Team wird vorgestellt und alle Sicherheits- und Hygienemassnahmen nochmals intensiviert. Mit viel Witz erläutert Dr. Arne Kertelhein die nächsten Besuchsorte Boltenhagen und Heringsdorf auf Usedom (kann auch im TV abgerufen werden).
Unser Kapitän ist ja gewieft: beide Orte nehmen keine Tagestouristen auf, deshalb beeilt er sich noch vor Mitternacht in Boltenhagen anzukommen und dort zu ankern, somit sind wir zwei-Tages-Touristen und dürfen auch selbständig an Land gehen! Das ist ja toll, damit hatten wir nicht gerechnet. Es gibt eine geführte Stadt-/Strandtour, aber wenn wir schon dürfen gehen wir unserer eigenen Nase nach.
Beim Dinner im Hanseatic Restaurant werden wir verwöhnt und umsorgt, die Speisen sind grossartig, dazu schimmert das rötliche Licht der untergehenden Sonne durch die Fenster – was geht da noch mehr??
Jetzt beim Digestif in der Observation Lounge schaut uns der Mond zu, schwarz liegt unter uns die stille See, der Ozeanpianist Helge Herr gibt ein Wunschkonzert…
Dienstag, 1.9.2020
Boltenhagen/Deutschland (geplante Zodiacfahrt), 23.30 Uhr gestern – 12.30 Uhr
Heute müssen wir etwas früher los, denn schon mittags werden wir Boltenhagen verlassen um rechtzeitig Usedom zu erreichen. Das Ostseebad Boltenhagen ist eine 3.000 Seelen Gemeinde im Norden des Landkreises Nordwestmecklenburg (etwa 30 km östlich von Lübeck).
Premiere: *Ein absolutes Novum: erstmalig wird Boltenhagen von einem Kreuzfahrtschiff besucht!! *Und: Hanseatic Inspiration leitet die 2. Phase nach der Coronapause ein: auf ihrer 5. Cruise seit Betriebswiederaufnahme ist heute der erste Landgang erlaubt!!
Per Zodiacs bringt man uns zur Tenderstation im Ortsteil Weisse Wiek zum Fischereihafen Boltenhagen mit moderner Marina Yacht Welt und 350 Liegeplätzen. 1990 neu angelegt, für die weitläufige Mole wurden riesige Felsbrocken aus Norwegen angeliefert, die hübsche Ferienhaussiedlung von TUI erbaut.
Von hier pendelt regelmässig ein Shuttle zum Kurhaus nahe der Seebrücke, starten die Exkursion. Statt den Shuttlebus zum Kurhaus zu nehmen gehen wir zu Fuss zum Strand Boltenhagen (ca. 3 km).
Das drittälteste Seeheilbad Deutschlands, mit einem der schönsten Küstenstreifen der Ostsee lädt zum Bummeln und Flanieren ein entlang der Promenade mit klassischen Villen und Pensionen. Die alte Bäderarchitektur zeugt von der Vergangenheit als Seebad. Die autofreie Mittelpromenade ist gesäumt von Geschäften, Restaurants und Cafés, Bäderarchitektur-Villen mit Erkern und Türmchen.
An der 300 m langen Seebrücke lassen wir uns den Wind um die Nase wehen und betrachten den Ort von Meeresseite. Durch den kleinen Park am Kurhaus spazieren wir und ein wenig in den Gassen, dann geht’s mit dem Bus zurück zum Zodiac Anleger.
Eine kleine Sightseeing Tour ist noch drin, meint unser Zodiac-Käpten Roessler, und cruised mit uns ein wenig in der Bucht, speedet dann durch Wind und Wellen zur Inspiration; dass macht Spass, auch wenn die eine oder andere Gischtwelle über uns schwappt – Expeditions-Feeling; zurück an Bord können wir uns ja gleich trocken anziehen.
Alle Mann sind wieder an Bord, pünktlich um 12.30 Uhr wird der Anker eingeholt, der Kapitän nimmt Kurs auf Usedom. Kleine Überraschung: Die Küchenchefin Sarah Kresse hat in Boltenhagen bei den Fischern frische Fischbrötchen eingekauft, die jetzt am Pooldeck verteilt werden, natürlich mit einem eisgekühlten Aquavit – tolle Idee!
Jeden Tag gibt es eine kleine Überraschung, wie z.B. Eiskaffee, heisse Brühe, frische Waffeln… und die versüssen uns den Nachmittag am Pool.
Wer mag nutzt das Sportangebot, Mikroskopieren in der Ocean Academy oder besucht einen Vortrag über die Geschichte der Ostsee…
Dinner nehmen wir heute im Nikkei Restaurant mit Peruanisch-Japanischer Crossover Küche.
Das Abendprogramm bestreiten zwei Vollblutmusiker: The Cracks mit The Rocky Road – Dublin to Oklahoma, überzeugen ihr Publikum mit handgemacher Musik, Evergreens und animieren zum Mitsingen – einfach toll!
Kurz vor Mitternacht ankert die Hanseatic Inspiration vor Heringsdorf/Usedom.
Mittwoch, 2.9.2020
Heringsdorf/Usedom/Deutschland, 23.30 Uhr gestern – 19.00 Uhr
Das Seeheilbad Heringsdorf ist neben Bansin und Ahlbeck eines der drei Kaiserbäder. Nach 1990 wurden viele Gebäude der Bäderarchitektur aufwendig renoviert. Heringsdorf gilt als die Perle der Ostsee. Die imposante Seebrücke entstand 1995 nach altem Vorbild und ist mit 508 m die längste Seebrücke Deutschlands. Hier legen wir mit den Tender-/Rettungsbooten an einem Ausflugsschiff an, dass am Pier der Seebrücke festgemacht hat, quasi als Ponton. Die See ist zu unruhig, um direkt anzulegen, das Wetter hat aufgefrischt, schon morgens gibt’s Nieselregen, ab Mittag sollen sich Wind und Regen verstärken; infolgedessen hat Käpten Engeldrum die Liegezeit verkürzt: um 13 h müssen alle Landgänger an Bord sein.
Also spazieren wir nach dem bewegten Tendern in Heringsdorf durch den Ort, besuchen im Hotel Travel Charme Strandidyll Heringsdorf unsere Cruiserfreunde Gudrun und Siggi, die hier gerade Urlaub machen und spazieren mit ihnen zusammen weiter zum Kurhaus etc.
Für die schönsten Sehenswürdigkeiten bietet sich der Kaiserbäder-Express mit einer 40minütigen Rundtour an, u.a. vorbei am Weissen Schloss, dem ältesten Gebäude in Heringsdorf und auf der Insel Usedom (beherbergt heute ein Hotel und Restaurant).
Im größten Strandkorb (6,40m breit, 4,15m hoch und 3.33m tief) schiessen wir ein paar Schnappschüsse für unsere Freundin Gelchen, die auf Usedom geboren ist.
Tja, schon ist die Landgangszeit um, die See ist stürmisch, über das Tenderboot stieben die Wellen, es schaukelt hin und her, bringt uns aber sicher zu unserer Inspiration zurück.
Im Hanseatic Restaurant stärken wir uns mit einer Bouillabaisse, ruhen uns aus und lassen uns um 16 Uhr zu einer morgigen Kajaktour eintragen – mal sehen ob das wettermässig angeht??
Um halb sieben gibt’s im Hanse Atrium eine Precap/Recap Info zu Boltenhagen, Heringsdorf und Christiansoe morgen.
Im Hauptrestaurant dinieren wir, lassen den Tag ausklingen in der Observation Lounge ganz vorne auf Deck 8, dort, wo uns die aufgebrachte See am besten durchschaukelt, bis wir Gefallen finden an der Show „Musik! Musik! Musik! im Hanse Atrium: Stefan Hillebrand präsentiert Schlager der 20er und 30er Jahre mit köstlichen Texten und interessanten Lebensgeschichten der Musiker aus jener Zeit, deren Lieder er interpretiert. Einfach zum schmunzeln und mitsingen…
Donnerstag, 3.9.2020
Christiansoe/Erbseninseln/Dänemark (geplante Zodiacfahrt)
Spät gestern Abend erreichten wir die Erbsen Inseln (die heissen so, weil sie so klein sind), wo unser Schiff im 50m tiefen Gewässer ankerte um über Nacht bei Wind und Wellen zu dümpeln…
Cristiansö bildet mit Frederiksö, Graesholm und kleineren Felsen eine Schären-Inselgruppe in der Ostsee 18 Km nordöstliche von Bornholm, die den Namen Ertholmene (die Erbseninseln) trägt und der östlichste Punkt Dänemarks ist.
Eine schmale Hängebrücke verbindet die beiden Inseln miteinander, einen Anleger für die Fähre gibt es, einen Grossen Turm und einen Kleinen Turm sowie Bastionen und Reste von Festungsmauern, 1684 von König Christian V. erbaut. 1863 durften ehemalige Soldaten und Fischer die ehemaligen Kasernen als Wohnungen nehmen, sie begründeten die zivile Gemeinde, deren Gebäude 1962 unter Denkmalschutz gestellt wurden. Heute besuchen jährlich 45.000 Touristen die von ca. 84 Menschen bewohnten „Erbsen“.
Morgens scheint die Sonne, aber der Wind bläst immer noch kräftig, mit dem Kajakfahren wird es heute also nichts – wie befürchtet. Aber die Zodiacs können starten:
Gegen halb zehn besteigen jeweils 4 oder 6 Personen acht Zodiacs – das ist ganz schön wackelig – und sausen über eineinhalb bis zwei Meter hohe Wellen um die kleinen Inselchen herum. Wir haben Glück, wir steigen zuletzt ein und ergatterten das Boot mit Käpten Roessler ganz für uns alleine – quasi eine VIP Tour. Zuerst fährt er mit uns unter der Fussgängerbücke zwischen den beschaulichen Inselchen hindurch, gibt uns Erklärungen, steuert dann durchs Auf- und Ab aufstiebender Wellen – da klatscht auch mal Wasser in Schlauchboot, aber das macht ja gerade Spass…
Am Vogelfelsen suchen wir nach Tölpeln und Kegelrobben – es bleibt bei der Suche… Oder doch, da ist eine auftauchende Robbe zu sehen, oder zwei! Ein tolles kleines Abenteuer ist dieser Ausflug! Aber die anderen Zodiacs sind bereits wieder am Schiff, da müssen wir wohl auch zurück. Das würde ich gern wiederholen!
Am frühen Mittag wird der Anker gezogen, wir nehmen Kurs auf Göteborg.
Um 15.30 h sind Reiseagenturen eingeladen zur Information über folgende Planungen der Reederei und speziell der Inspiration in dieser besonderen Zeit von Covid 19: ein Video über die „normalen“ Expeditionsreisen dieses Schiffes macht durchaus Lust auf einen Besuch in der Antarktis. Es folgt ein Austausch über Wünsche und Erfahrungen von Passagieren mit uns paar wenigen Fachleuten.
Im Anschluss erklärt der Vortrag „Bauern, Händler und Piraten“ Dr. Arne Kertelheim in illustrer Weise die Welt der Wikinger, und um 18.30h gibt’s wieder ein Recap zu den Erbseninseln / Precap mit informativem Beitrag zur morgigen Stadtbesichtigung von Göteborg.
Dann kommen wir gerade recht zum Dinner im Nikkei Spezialitäten-Restaurant, wo wir wieder schlemmen und schwelgen, diesmal nur mit exotischen Vorspeisen.
Beseelt, satt und zufrieden lauschen wir beim Abendprogramm dem Ozeanpianist Helge Herr: „Wenn der Töne Zauber walten“ entführt mit klassischer Klaviermusik nach Schweden, Dänemark und Deutschland.
Freitag, 4.9.2020
Göteborg/Schweden, 09.00 – o6.20 Uhr 5.9.20
Als zweitgrösste Stadt Schwedens ist Göteborg ein wichtiger (im Winter eisfreier) Hafen an der Westküste mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten und entspannter Atmosphäre. Knapp eine Million Einwohner machen sich rar als wir morgens mit Zodiacs im Innenkanal um die Altstadt entlang der sternförmigen alten Verteidigungsmauern schippern; nur wenige Autos und sehr wenige Fussgänger sichten wir.
Ungefähr 20 niedrige Brücken unterfahren wir, eine so flach über dem Wasser, dass wir uns alle im Zodiac auf den Boden hocken und gerade so drunter hindurchkommen. Im 9er Korso erkunden wir wasserseits unter Erklärungen der Bootsführer die Altstadt mit vielen Grünanlagen und historischen Gebäuden wie z.B. Fischhalle, Markthalle, Theater, und den Hafen Lilla Bommen mit neuer Oper (1994) und dem „Lippenstift“, dem angeblich hässlichsten Gebäude der Stadt, vor dem die beeindruckende Viermastbark Viking (1906) liegt. Dann speeden wir zurück zum Schiff und freuen uns, dass man uns wieder mal ein Highlight präsentiert hat: Ein Novum für Crew und Passagiere, denn erstmalig macht das Expeditionsteam in Göteborg diese City Tour per Zodiacs – und es war super!
Am Nachmittag erbummeln wir zu Fuss vom Amerikakaj aus die Altstadt (ca. 2 km). Im Zentrum sind jetzt schon mehr Leute zu sehen, Restaurants sind gut besucht, die Geschäfte in den hübschen Gassen rund um die Markhalle. Wir gehen auch in die Markthalle, allerdings mit Mund-Nase-Masken und nur ganz kurz, denn so wohl fühlen wir uns dabei nicht. In Schweden gelten ja keine unserer Vorsichtsmassnahmen, wir jedoch haben uns schon daran gewöhnt. Trotzdem nehmen wir die skandinavische Leichtigkeit und die vielfältige Kaffeehausatmosphäre auf zwischen blumengeschmückten Terrassen, Brücken und Parks.
Über Nacht bleiben wir in Göteborg. Der Stadt vorgelagert liegt im Kattegat der Göteborger Schärengarten mit kleinen und kleinsten felsigen Schäreninseln, die zum Teil bewohnt sind. Die zu erkunden ist unser morgiges Ziel.
Jetzt gibt’s erstmal Dinner mit frischem Fisch aus Göteborg und ein schönes Gläschen Wein dazu…
Samstag, 5.9.2020
Kreuzen in den schwedischen Südwestfjorden
Ach haben wir wieder gut geschlafen – und die Sonne begrüsst uns auf dem Weg von Göteborg in die Schären. Schon gegen halb sieben hat die Inspriation den Hafen von Göteborg verlassen mit Kurs auf Bohuslän, eine historische Provinz in Westschweden nördlich von Göteborg. Sie ist durch felsige Küsten mit vorgelagerten Inseln und Schären gekennzeichnet. In Bohuslän befindet sich mit Gullmarsfjorden Schwedens einziger Fjord. Die grösste Stadt in Bohuslän ist Uddeballa. Das Gebiet grenzt im Norden an Norwegen.
Gegen 10.30 Uhr erreichen wir einen günstigen Ankerplatz im Fjord (nachdem wir einen Lotzen an Bord genommen haben), um Zodiacs auszubooten. Mit Zodiacschwimmwesten und warm angezogen erklettern wir auf der windabgewandten Schiffsseite die schwarzen Schlauchboote – immer zu sechst plus Fahrer. Über die Wellen sausen wir tiefer in den Fjord, wo die Inseln uns vor dem Wind schützen. Die Sonne bleibt die meiste Zeit bei uns, so sehen die Schäreninseln und –inselchen besonders malerisch aus. Glattgeschliffene oder schroffe, teils begrünte Felsen machen die Küstenlandschaft malerisch mit eingebetteten Fischerdörfern, kleinsten Häfen, Ferienhäusern und Ansiedlungen, allesamt mit Bootsanlegern versteht sich. Mit einem schnellen Boot erreicht man Göteborg in einer Stunde.
Teils beschaulich, teils rasant im Wind fahren wir Buchten an, plaudern mit unserer „Steinexpertin“, die heute unsere Steuerfrau ist, und landen zum Abschluss an der Schiffs Marina an, ein ausgefahrenes Anlege- oder Badedeck am Heck unseres Expeditionsschiffes; das ist aufregend und prickelnd nicht zuletzt durch den Champagner, den man uns bei der Rückkehr reicht – man, war das wieder toll!
Gerade als das letzte Boot an der Marina anlegt kommt der angekündigte Regen – na das passt ja.
Den Nachmittag über beschauen wir die Postkartenidylle der Schwedischen Küste, lassen die Eilande wie schwimmende Pompons an uns vorbeiziehen…
Nachmittags gegen 16h zieht die Inspiration in die offene See hinaus – Helgoland wir kommen!!
Gegen Abend erreichen wir das Skagerrak und somit eine unruhige See, vor allem bei Skagen an der Spitze Dänemarks, wo sich Ost- und Nordsee treffen. Bei Windstärken 6 und steigend schnurrt die Inspiration durch gut 4m hohe Wellen, die Gischt peitscht nur so auf am hohen Schiffbug.
Zu einer Gesprächsrunde landen um 18.30 h Kapitän Engeldrum, Hotelmanager Remo Jahnkow und Expedition Manager Matthias Mayer ins HanseAtrium ein, erzählen wie sie zur ihrem Job gekommen sind, wie sie die derzeitigen Schwierigkeiten persönlich und schiffsbetreffend meistern.
Vom fabelhaften Dinner im Hanseatic Restaurant kommend begeistern uns wieder the Cracks mit ihrer Musikdarbietung „Row Row Row Your Boat“, Untertitel: Romantic Dreams…
Sonntag, 6.9.2020
Helgoland/Deutschland, 13.00 – 19.00 Uhr
Die Nacht über hat uns das Schiff schön im Schlaf geschaukelt, morgens gegen 10h passieren wir zügig die gut 30 km entfernte Insel Sylt; gegen späten Mittag sollten wir Helgoland erreichen.
13.30h Helgoland voraus in Sicht am Horizont! Leider voll im Regen.
Die ursprüngliche Nordseeinsel Helgoland in der Deutschen Bucht zerbrach 1721, seitdem existiert die als Weisse Düne bezeichnete Nebeninsel. Während des Krieges wurden alle Gebäude der alten Bäderkultur zerstört, in den 50ern und 60ger Jahren baute man mit zweckmässigen Häusern die Wohngebiete wieder auf. Die Hauptinsel liegt 48 km von St. Peter Ording an Schleswig Holsteins Küste entfernt. Für beide Inseln gelten Sonderregelungen, unterliegen weder dem Zoll der Europäischen Union noch deutschen Verbrauchsteuern – folglich locken unzählige duty free shops in der Flaniermeile der Unterstadt, in der Oberstadt beginnen die Wanderwege zum Roten Kliff.
Das Tenderboot bringt uns rüber zur Hauptinsel. Wir kaufen Tickets und setzen mit dem Fährboot Witte Kliff über zur Badedüne, dem heimlichen Juwel der Insel, etwa 1 km neben der Hauptinsel; ein Paradies für Sonnenanbieter, Fossiliensammler und Naturliebhaber (Robben, Trottellummen, Volltrottellummen, Schwarzbrauenalbtrosse, Möwen etc.). Nach einem kurzen Spaziergang entdecken wir Robben und Seehunde, sie liegen zu Hauf kaum sichtbar am Wassersaum auf dem Sand und bewegen sich kaum; anscheinend machen sie Mittagsschlaf. Ca. 30 m Abstand soll man halten um sie nicht zu stören. Bis zur Landebahn des kleinen Flugplatzes laufen wir weiter, nehmen das nächste Fährboot zurück zur Hauptinsel.
Hier führt unsere Wanderung durch die Shoppingmeile zum Lift (€1), fahren hinauf ins Oberland und spazieren durch Wohngebiet, Schrebergärten zum Plateau des Roten Riffs. Unser Ziel ist die Lange Anna, sie gilt als Wahrzeichen der Insel und ragt als bizarrer roter Steinkoloss an der Nordspitze empor, direkt neben dem Lummenfelsen. Der ist bevölkert von unzähligen Lummen Vögeln, um uns herum grasen Schafte und Böcke. Ein wenig weiter steht der 35 m hohe Leuchtturm, er hat eine Reichweite von 30 Seemeilen, ist stärkstes Leuchtfeuer in der Deutschen Bucht. Von hier laufen wir die Wanderwege des Naturschutzgebietes zurück, nehmen 185 Stufen hinab ins Unterland und das vorletzte Tenderboot zurück zum Schiff.
Um 19 Uhr beim Farewell-Cocktail lädt Kapitän Engeldrum zu einem Glas Champagner zum Ende der Reise am Pooldeck ein, musikalisch untermalt von Stefan Hillebrand.
Den Abschluss dieses letzten Tages bildet für uns ein Dinner im Nikkei Restaurant – eine perfekte Wochencruise geht zu Ende.
Montag, 7.9.2020
Heimreise – Hamburg/Meinersen
Ein letztes Mal frühstücken an Bord der Inspiration, dann verlassen wir unter freundlicher Verabschiedung der Crew das Schiff.
Diese Reise war so besonders, weil wir erstmalig auf diesem Expeditionsschiff gereist sind, auf hohem Niveau verwöhnt und unterhalten wurden. Weil wir die 2. Phase mit einleiten durften, d.h. erstmalig Landgang in Coronazeiten hatten. Ein Highlight waren natürlich die Ausflüge mit den Zodiacs. Alle Ziele waren neu für uns, das Wetter war perfekt, viel besser als vorausgesagt. Es war – mal wieder – eine perfekte Cruise! Die würden wir sehr gerne wiederholen!