Mittwoch, 3.11.2010
Trotz Verspaetung unseres Regionalzuges von Meinersen nach Hannover schaffen wir gerade noch den ICE von Hannover nach Duesseldorf. Fuer die Anreise haben wir 1. Klasse gebucht – die Fahrzeit von dreieinhalb Stunden vergeht ruhig und bequem.
Das Wetter haelt sich ganz gut, so bummeln wir zu Fuss mit unseren Rollkoefferchen vom Bahnhof aus ueber die Duesseldorfer Koe, durch die Altstadt und zum Tonhallenufer, wo einige Flusskreuzfahrtschiffe anliegen.
Gegen 16 Uhr werden wir mit ca. 100 anderen Reisekaufleuten nett auf der M/S Botticelli von unseren Gastgebern CroisiEurope und Anton-Goetten-Reisen empfangen. Die M/S Botticelli (BJ 2004) ist ein drei Sterne plus Schiff mit einer Laenge von 110m und 11m Breite und zwei Decks bei 152 Passagieren in Kabinen. Das dritte Deck ist das Sonnendeck, komplett mit gruenem kuenstlichem Rasen ausgelegt, einem kleinen Sonnen-/Regendach und hellbraunen Kunststoffmoebeln.
Sehr bald ueberreicht man uns zwei Lochkarten-Schluessel fuer unsere Kabine im Hauptdeck, die Schluessel, Safe- und Stromkarte gleichzeitig sind, erklaert die junge Dame, die uns zur Kabine fuehrt. Auf dieser Etage sind die Kabinen mit einem Fenster ausgestattet, die Etage darueber verfuegt ueber franzoesische Balkone, die man auch oeffnen kann. Ca. 12qm misst unsere Kabine, das ist nicht viel, aber man kommt ueberall durch, nur nicht aneinander vorbei. Das Bad hat ein kleines gruenes Waschbecken, ein Spiegelschraenkchen und eine kleine Dusche mit Vorhang. Ich habe gerade so ueberall Platz, aber wenn jemand etwas ueppiger gebaut ist …
Das Ambiente durch Bilder, Gardinen und Bettwaesche in gebluemter Manier gefaellt sicher einem Teil des Klientel fuer Flussschiffe – also der etwas aelteren Generation. Alles ist sauber und ordentlich. Die Betten sind schmal, die Matratzen fest und gut.
In der Lounge warten wir bei einem Glaeschen Wein und Wasser auf die offizielle Begruessung durch die Kreuzfahrtleiterin und die Vorstellung ihrer Mitarbeiter. Der Kapitaen ergreift ebenfalls das Wort auf lockere Art, toastet uns zu auf eine angenehme Kurztour von Duesseldorf nach Koeln und zurueck nach Duesseldorf. Wir trinken unseren Sekt noch in Ruhe aus in der hell und duftig eingerichteten Lounge mit pastellfarbenen Sesseln und Sofas und hellen gebluemten Landhausgardinen an den Fenstern rundum. Eine Art freundliche Wohnzimmer-Atmosphaere laedt ein zum Erzaehlen, Relaxen oder Tanzen am spaeten Abend…
Der Speiseraum befindet sich ebenfalls in der oberen Etage im Heck der Botticelli. Schoen eingedeckt mit weisser Tischwaesche, diversen Glaesern, einer frischen Gerbera in pink und einer Duftkerze mit wechselndem Farbspiel, die wir an unserem Tisch wegen des starken orientalischen Akzents spaeter auspusten. Gesellschaft leisten uns die Kreuzfahrt-Kollegen Raoul und Wolfgang Fiebig mit interessanten Gespraechen bei einem schmackhaften vier Gaenge Dinner. Weine und andere Getraenke werden nach Wunsch kredenzt und ein kleiner Kaffee schliesst unser Mahl auf angenehme Weise ab. Der Service klappt perfekt – es gibt nichts zu meckern. Die Motorengeraeusche sind hier deutlich hoerbar, beim Gespraech am Vierertisch muss man schon laut genug reden…
Spaeter finden sich die meisten Gaeste wieder in der Lounge ein. Der DJ unterhaelt mit flotter Musik und bringt schliesslich viele zum Tanzen. Einige halten durch bis gegen 4 Uhr frueh…
Donnerstag, 4. 11. 2010
Direkt vor der Koelner Altstadt haben wir nachts angelegt. Nur ein paar Schritte sind es bis zur Liebesbruecke oder zum Dom und dem Bahnhof. Ein wenig schnappen wir frische Luft bevor um 11 Uhr unsere Reisebegleitung einen Ueberblick ueber die Reederei und die Flotte von CroisiEurope, Firmenphilosophie, Schiffsausstattungen und interessante Routen (etwa eine Schloessertour auf Fluessen Frankreichs) gibt.
Ein gemeinsames Mittagessen schliesst die Einladung ab. Wir bedanken uns fuer die gute Betreuung und Versorgung auf dieser Inforeise. Gegen 15 Uhr verlassen wir die Botticelli, ein ordentliches Schiff, dass seinen drei Sternen entspricht.
Einschiffung auf die T/C BELLEVUE, Bj 2006, 135m lang, 11,4m breit, max. 193 Passagiere in 97 Außenkabinen, Bordsprache: Deutsch
Ca. 100m gehen wir am Kai entlang und steigen ein in die T/C Bellevue, ein Flusskreuzfahrtschiff der TransOcean GmbH. Schon auf der Gangway kommt mir jemand entgegen um mir den kleinen Laptopkoffer abzunehmen. Das Empfangsatrium ueber zwei Etagen ist lichtdurchflutet, alle Bediensteten in offizieller Kleidung stehen bereit, Zimmermaedchen begleiten jeden einzelnen Gast zu seiner Kabine. Ein modernes freundliches Ambiente breitet sich vor uns, Blautoene, roetliches Braun, Edelstahl und viel Glas gestalten die Raeumlichkeiten.
Alle Kabinen auf Deck zwei und drei sind mit franzoesischen Balkonen ausgestattet, mit einem Sofa- und einem Schrankbett (werden abends oder aus Wunsch hergerichtet), einem Sessel mit einem Glastischchen und Flachbildschirm. Die Schraenke bieten ausreichend Platz, ein Safe ist vorhanden. Das kleine Bad ist zweckmaessig eingerichtet mit Stauraum, Vergroesserungsspiegel und Glasabtrennung zur Dusche. Ein Kabine zum Wohlfuehlen. Einen einzigen kleinen Nachteil gibt es: man kann die Betten nicht zusammenstellen, man hat also zwei Einzelbetten.
Die grosszuegige Lounge ist rundum bis zum Boden verglast, dadurch schoen hell, und bietet freie Sicht auf Fluss und Landschaft. Hier haelt man sich gerne auf zum Relaxen, zum Erzaehlen, zum Lesen und Schauen, zur Kaffeezeit oder spaeter zum Tanzen und um einen Drink zu nehmen.
Die Begruessung durch die TransOcean-Kreuzfahrtdirektorin mit Vorstellung der Offiziere und die Ansprache des Kapitaens sind sehr freundlich und professionell. Mit einem Sekt heisst man uns Willkommen. Musikalisch instrumental begleitet und unterhalten werden wir von Jan, einem sehr guten Alleinunterhalter.
Um 19 Uhr ist Dinnerzeit, legere Kleidung empfohlen (einmal woechentlich findet ein Gala-Abend statt). Zugewiesene Tische und feste Kellner fuer die Zeit der Reise verbinden das Gefuehl gut versorgt und betreut zu sein. Das Menue ergibt sich abends aus vier Gaengen (wie etwa zwei Vorspeisen, eine Suppe, vier Hauptgaenge, drei Desserts stehen zur Wahl). Die Weinkarte bietet fuer jeden das Passende. Das geschulte Personal ist sehr freundlich und verbindlich, nicht nur hier im Speiseraum. Der tuerkische Chefkoch verdient ein Lob.
Nur 14 Reisekaufleute sind an Bord, wir erleben also eine ganz normale Flusskreuzfahrt wie jeder andere Gast auch. Mit der Ausnahme, dass Herr Vogel von TransOcean uns zu einem After-Dinner-Drink einlaedt, als wir spaeter noch ueber Kreuzfahren an sich diskutieren.
Freitag, 5.11.2010
Ganz gut geschlafen haben wir letzte Nacht nicht – es war einfach zu warm in der Kabine. Auf dem Schiff wurde jahreszeitgemaess die Heizung angestellt, deshalb geht die Klimaanlage nicht, und trotz offener Balkontuer kuehlte sich der Raum maessig ab. Aber meckern wollen wir wirklich nicht.
Nach einem reichhaltigen guten Fruehstueck findet ein kleines „Seminar on River” statt. Herr Vogel unterrichtet uns ueber das Anliegen der Reederei und die Flusskreuzschiffs-Flotte, das angesprochene Klientel und die Neuerungen fuer 2011. Ausserdem zeigt er uns die kernsanierte ASTOR, das einzige Hochsee-Kreuzfahrtschiff von Transocean. Sehr schick und modern mit viel Stil erscheint die ASTOR im neuen Kleid, absolut ansprechend fuer Liebhaber kleiner, feiner Schiffe. Das war ein interessantes und informatives Meeting.
Noch ist Zeit fuer einen Bummel zum „Deutschen Eck” in Koblenz, wo sich Rhein und Mosel treffen, und wo wir in fruehen Morgenstunden am Mosel-Kai direkt vor den Toren der Altstadt festgemacht haben.
Viele Baustellen verschandeln ein wenig das ansonsten huebsche Eckchen, die Vorbereitungen fuer die Bundesgartenschau 2011 sind in vollem Gange. Eine Seilbahn ueber den Rhein ist schon fertiggestellt, allerdings muss sie nach der Buga wieder abgebaut werden, weil Koblenz sonst seinen Titel Weltkulturerbe verliert (so ein Quatsch). Die Altstadt bezaubert mit einladenden Kneipen, Restaurants, Bistros, begeistert bin ich von den vielen schnuckligen Laedchen und Boutiquen – schade, dass wir bereits mittags wieder ablegen.
Allerdings kam uns die Idee, waehrend der BUGA eine Flusskreuzfahrt u.a. mit dem Ziel Koblenz fuer eine Gruppe anzubieten – die Idee werden wir zu Hause ausarbeiten und verfolgen.
Beim Mittagessen werden wir wieder gut verwoehnt – als wir beim Dessert ankommen legen wir ab, fahren vorbei am Deutschen Eck und biegen wieder in den Rhein ein. Jetzt geniessen wir in der Lounge mit nur wenigen anderen Gaesten die wunderschoene Aussicht auf die herbstlich gefaerbten Haenge des Rheinufers mit ihren Weinbergen, Burgen, Schloessern und herrschaftlichen Haeusern.
Zwischendurch – ich meine puenktlich um halb vier – wird ein Kaffee- und Kuchenbuffet in der Lounge angeboten – wie ein Bienenschwarm sind ploetzlich alle Mitreisenden wieder in der Lounge und um die Anrichte versammelt. Der Kuchen ist aber auch lecker – und es gab ja so lange nichts zu essen …
Langsam kommen wir der Loreley naeher, Sektglaeser werden schon bereitgestellt – vielleicht ist es Brauch an diesem alten Schifffahrts-Wahrzeichen anzustossen.
Die Loreley ist ein 125 m herausragender Schieferfelsen am rechtsseitigen Ufer mit dem Klischee der kuehlen Blonden, die ihr goldenes langes Haar kaemmt und die Schiffer mit ihrem Gesang betoert und zum Verhaengnis wird. Gerade jetzt, um fuenf Uhr, passieren wir die kleine Landzunge, auf der eine Bronzefigur auf einer kleinen Erhoehung sitzt: die Loreley.
Den ganzen Nachmittag ueber werden via Lautsprecher von Frau Oltmann/TransOcean wissenswerte Reisebeschreibungen ueber die vorbeischwebenden Oertlichkeiten gegeben – das ist informativ, die Stimme ist sehr angenehm und nicht zu laut.
Die Daemmerung setzt gerade ein, wir stossen an mit dem angebotenen Cocktail und sind inzwischen vollkommen entspannt. Das Schiff gleitet ruhig gegen den Strom, der Motor liegt ausserhalb des Gaestebereichs in einem kleinen „extra Schiff”, so uebertraegt sich kein Gebrumm und keine Vibration; lediglich das unter dem Aufenthaltsbereich angebrachte Bugstrahlruder ist beim An- und Ablegen deutlich hoer- und spuerbar.
Als die Daemmerung einzieht machen wir uns frisch fuers Dinner, dass um 19 Uhr puenktlich beginnt. Eine Speisenauswahl haben wir bereits beim mittags getroffen (beim Fruehstueck bestimmt man den Hauptgang des Mittagessens), als Hauptgang haben wir uns fuer Pangasiusfilet mit einer feinen Senfsosse entschieden, Raoul und Wolfgang sind auch sehr zufrieden mit ihrer Putenbrust. Beim Dessert legen wir in Ruedesheim an.
Zeitlich ist das prima, gegen 21 Uhr spazieren wir naemlich die Promenade entlang – wir „parken” am 1. (also letzten) Anleger, alle anderen sind schon besetzt, und brauchen etwa 15 Min. bis ins Zentrum -, ueberqueren die Bahnschienen und bummeln durch eine beinahe menschenleere Restaurant- und Souveniershop-Meile bis zur Drosselgasse. Auch hier ist nicht wirklich was los, die Saison ist vorbei, viele Lokale haben geschlossen. Aus einigen Kneipen toent „Mallorca-Musik”, durch Fenster und offene Tueren sehen wir Gruppen bei Weinproben oder noch beim Essen. Eine kleine Kurve durch alte Gassen fuehrt uns zurueck zu Gleisen und Rheinufer und wieder zur T/C Bellevue. Bald gehen wir zu Bett, morgen muessen wir frueh aufstehen.
Samstag, 6. 11. 2010
Um 6.30 Uhr klingelt der Weckdienst. Schnell ist alles eingepackt, das Fruehstueck beginnt um halb acht, da haben wir Gelegenheit, noch ein wenig mit unserer Tischgesellschaft zu plaudern.
Freundlichst werden wir an der Rezeption verabschiedet. Unser Fazit: auf diesem wirklich huebschen, gepflegten Vier-Sterne-Flusskreuzfahrtschiff mit sehr gutem Personal und gutem Essen kann man sich angenehm aufhalten und entspannen. Getraenkepreise sind moderat, ein kleiner Fitnessbereich mit zwei Fahrraedern und einer Sauna fuer max. 4 Pers. befindet sich im Unterdeck. Die Aufenthaltsmoeglichkeiten sind ausreichend, vor allem bei besserem Wetter auch auf dem Sonnendeck. Groesstenteils legt das Schiff direkt in der Stadt an, also erreicht man bequem und schnell gewuenschte Ziele.
Fuer mich war dies die erste Begegnung mit Flusskreuzfahrten – und ich kann es empfehlen fuer geruhsames, entschleunigtes Reisen in angenehmer Atmosphaere. Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Vogel von TransOcean fuer die Einladung zu dieser Erfahrung.
Fuer den Weg zum Bahnhof an der Promenade entlang benoetigen wir eine halbe Stunde. So huebsch wie Koblenz ist der Blick auf Ruedesheim nicht, es koennte mal ein kleines Make-over vertragen, Haeuserfronten sind unansehnlich und wenig ansprechend, die Hauptstrasse hat Tourismusflair vergangener Tage – jedenfalls tagsueber.
Ein Regionalexpress bringt uns nach Frankfurt, hier steigen wir um in einen IC und fahren bis Hannover, wo wir gegen 13 Uhr ankommen.