Samstag, 19.6.2010
Morgens im Zug nach Hannover haben wir nette Begleitung von Jovanka, die zufällig den gleichen Weg zur gleichen Zeit hat (viel Glück für heute). Es ist kühl an diesem Samstagmorgen im Juni, viel zu kühl! Und so frieren wir bei leichtem Nieselregen als wir auf den Bus warten, der uns nach Rotterdam bringen soll und mit halbstündiger Verspätung wegen Stau aus Leipzig kommt.
Mit zwei kleinen Pausen überstehen wir die ca. fünfstündige Fahrt gut, wobei wir Busreisen grundsätzlich als anstrengend empfinden. An Bord werden wir immer wieder mit Getränken und sogar heissen Würstchen versorgt. Mal scheint die Sonne warm durch die Fenster, mal prasselt starker Regen an die Frontscheibe.
Gegen halb vier erreichen wir den Cruiseport von Rotterdam. Schon von einiger Entfernung sehen wir die EPIC von NCL im Stadthafen liegen. Eine ungewöhnliche Konstruktion gibt diesem Kreuzfahrtschiff die eigenwillige Silhouette, etwa als hätte man den Vorderaufbau vergessen und nachträglich aufgerüstet, ziemlich gross und ziemlich kastig.
Das Einschiffen geht schnell und problemlos. Wir sind spät dran. Direkt suchen wir unsere Kabine 9024 auf, eine Balkonkabine in moderner bogenförmiger Ausstattung. Unsere Koffer passen nur schwerlich durch den ca. 50 cm breiten Gang zwischen Bett und Anrichte und finden Platz auf dem Sofa. Wir wollen sie nicht komplett auspacken für zwei Nächte. Der Balkon ist gross durch die Tiefe, in der man sicher gut Schatten hat an heissen Tagen. An die Balkontür schliessen sich Sofa und Schränke an. Gegenüber dem Bett befindet sich eine Anrichte mit Flachbildschirm und modernem Waschbecken, wo ständig alles überpladdert. Direkt vor der Eingangstür befindet sich einerseits die Dusche, andererseits die Toilette, jeweils mit satinierten Glasschiebetüren versehen. Nach dem ersten Duschen haut mir beim Abtrocknen direkt die Eingangstür in den Rücken, als Bernd von draussen hereinstürmt. Ein bisschen erinnert diese Einrichtung an ein Wohnmobil.
Im Gardencafé ergattern wir einen Snack und einen der wenigen freien Plätze in dem leichten Durcheinander der vielen Anreisenden – alles ist ja neu auf diesem Schiff und muss sich erst einlaufen, wir sind die allerersten Gäste an Bord!
Jetzt lernen wir erst mal die EPIC kennen auf unserem Erkundungsgang. Draussen halten wir uns nur kurz auf, die Temperaturen sind einfach nicht angenehm. Eine Reservierung zur Dinnershow im Spiegelzelt war schon im Voraus nicht möglich, also ausgebucht, so erfragen wir die Möglichkeiten für heute Abend und bekommen einen frühen Termin im Brasilianischen Steakhaus Moderno. Ausserdem haben wir Plätze für die Blueman Group-Show im Theater, die allerdings kurzfristig abgesagt wird (irgendetwas läuft noch nicht rund). Für uns macht das nichts, wir haben das Original schon vor einiger Zeit in Berlin gesehen.
Durch die drei Haupt-Flanier-Restaurant-Bar-Shop-Decks 5, 6 und 7 flanieren wir, nehmen einen Drink nach der Sicherheitsübung und gehen dann zum Dinner. Insgesamt sind ….. Restaurants an Bord, von denen jedoch …. eine Reservierung und Covercharge verlangen. Im Moderno gibt es Vorspeisen am Buffet, Beilagen werden am Tisch serviert zu den vom Spiess geschnittenen zehn verschiedenen Fleischgerichten, die man im Wechsel herumbringt.
Für uns ist heute alles kostenfrei, auch Getränke. Die Reederei hat seine Vertriebspartner eingeladen, ihr neuestes Vessel kennenzulernen. Free Style Cruising ist ihr Konzept, anders sein als andere Reedereien ihr Anliegen. Gala-Abende gibt es bewusst nicht.
Sonntag, 20. 6. 2010
Nirgendwo legen wir an, Termine haben wir auch nicht, also fangen wir den Tag langsam an. Am Omlettbuffet kommt Bernd mit dem Kreuzfahrt-Mir von Der Tour ins Gespräch. Das finden beide so interessant, dass wir uns später draussen auf dem Sonnendeck verabreden. Tatsächlich scheint überwiegend die Sonne durch dunkle Wolken. Bei einem Prosecco-Cocktail tauschen wir uns aus über Marketing, Konzepte und Erfahrungen und merken gar nicht, wie die Zeit vergeht. Aus jeden Fall will man in Kontakt bleiben als wir uns verabschieden.
Vom Gardencafé ganz vorne haben wir eine tolle Sicht aufs Meer. Wir wandern zum Café mit der übergrossen Leinwand, wo das WM Cup Spiel Brasilien-Elfenbeinküste übertragen wird. Hier ist die einzige Cappuccino-Bar, aber die Schlange der Kaffeedurstigen ist so lang, dass wir aufgeben und ich die Shops durchstöbere und Bernd die netten Einzelperson-Studios und Suite- Kabinen mit Whirlpool direkt neben dem Bett besichtigt.
Dann ist schon Zeit fürs Dinner. Uns war noch eine Reservierung in Le Bistro vergönnt (französische Küche, teuerstes Spezialitätenrestaurant) mit gehobenem Ambiente und ausgewählter Bedienung. Die ausgesuchten Speisen werden uns erklärt und empfohlen
Montag, 21.6.2010
Früh klingelt der Wecker. Während wir packen und frühstücken fahren wir langsam mit der NCL EPIC in den Hafen von Rotterdam ein und legen gegen halb neun an. Nachts hatte es schon mal gerumpelt wegen irgendwelcher computertechnischer Versuche, so hat das Schiff zwei Stunden Verspätung.
Per Taxi fahren wir zum Bahnhof, per Zug nach AMSTERDAM, wo wir die kurze Entfernung zum Cruiseport zu Fuss gehen. Immerhin scheint jetzt die Sonne, es ist kaum Wind – also tolles Wetter.
Als wir einchecken wollen erfahren wir, dass ein Norovirus an Bord sein Unwesen getrieben hat, deshalb das Schiff grunddesinfiziert wird und wir erst ab vier Uhr nachmittags boarden können. Jetzt ist es halb elf. Ich bleibe im Cruiseport. Bernd geht zurück zum Bahnhof und holt unsere 10-er Bahn-Truppe ab, die morgens gegen 5 Uhr zu Hause losgefahren ist. Gerd war so nett, sich auf der Tour zu kümmern und zu organisieren. Vielen Dank nochmal von hier aus, lieber Gerd!
Jetzt kommen sie in die Cruisehalle und wir begrüssen uns. Direkt checken wir mit kleiner Wartezeit ein, erhalten unsere Schiffskarten und für jeden steht ein Snack bereit (weil wir ja nicht aufs Schiff können). Ausserdem werden jedem Passagier US$ 25 auf sein Bordkonto gutgeschrieben für das ausgefallene Mittagessen an Bord. Ein Anreisetag ist ja immer anstrengend, aber nach der Stärkung sieht die Welt schon wieder anders aus.
Bei dem herrlichen Wetter macht Bernd mit der Truppe eine Grachtenfahrt, ich sitze hier bei dem vielen Handgepäck, dass wir leider wegen Mangel an Münzgeld nicht einschliessen konnten.
Gudrun und Uwe waren inzwischen auch aufgekreuzt – sie reisten gestern per Flieger an und hatten im Mövenpick Hotel nebenan übernachtet – sie gehen ebenfalls noch mal auf City tour, eine Grachtenfahrt zählte schon zu ihren morgendlichen Erkundungen.
Die anderen Gäste unserer 19köpfigen Gruppe habe ich noch nicht entdeckt.
Endlich – gegen halb fünf – entern wir die CONSTELLATION! Mit einem Gläschen Sekt werden wir begrüsst und stossen damit auf eine schöne Reise an, bevor jeder seine Kabine aufsucht und erst mal ankommt. Die Koffer sind schon da, wir packen vorm Dinner noch aus. Unsere Tische 462 und 450 liegen sich schräg gegenüber. Unser Waiter Miguel aus Kolumbien verwöhnt uns vom ersten Moment an, Olyssa aus Russland – Assistant Waiter – wird erst zwei Tage später zu uns kommen (ist krank). Das Essen an diesem ersten Abend ist ausgezeichnet. Die Tischbesetzungen lernen sich kennen und angeregte Unterhaltungen verkürzen die Abende. Leider habe ich vergessen, die Namen der Kellner vom anderen Tisch zu erfragen, jedenfalls zaubert der Waiter mit gefalteten Servietten kleine Tiere und andere Dinge.
Die Welcome Show im Theater um 22.15 Uhr eröffnet der Cruise-Director Allan und gibt die Bühne frei für Kostproben verschiedener Künstler. Diese Show allerdings sehen nicht mehr alle von uns – wohl aber die Schleusung zur Nordsee – danach sind werden schnell müde!
Dienstag, 22.6.2010 Seetag
Um 10 Uhr müssen alle Gäste an der Seenot-Rettungsübung teilnehmen (egal ob noch nie oder schon x-mal mit Celebrity gereist). Sie muss innerhalb der ersten 24 Stunden durchgeführt werden. Normalerweise erfolgt die Übung bereits vorm Auslaufen des Schiffes, aber gestern wollte man uns das wohl nicht mehr zumuten wegen der verspäteten Einschiffung. Schwimmwesten brauchen nicht mehr angelegt werden, die Übung findet drinnen statt.
Um 11 Uhr macht Bernd für unsere Gäste eine Schiffsführung, damit sich jeder leicht zurecht findet und nichts verpasst. Wir starten auf Deck 11 in der Reflections Lounge, die durch beinahe Rundumverglasung eine wunderbare Aussicht bietet und abends zum Tanzen mit Life- oder Diskomusik einlädt. Wir durchwandern die verschiedenen Decks mit Fitness- und Wellnessräumen, Beauty und Frisör, überdachten Thalassopool, die offene Poolarea bis zum Seaside Café mit den vielen Buffets, der Terrasse am Ende des Schiffes und Köstligkeiten des Tuscan Grills. Den darüberlegenden Aussen-Sportbereich streifen wir nur weil der Wind zu frisch ist.
Vorbei an Computerräumen und Bibliothek durchwandern wir die Amüsement-Decks fünf und vier mit Theater, Shops, Bars, Casino, Café, Fotogalerie u.v.m. bis zu Deck 3 mit der Rezeption, Ausflugsschalter, Bank, Kino, Konferenzräumen etc. Danach haben wir uns ein Mittagessen verdient. Jeder geht jetzt seiner Wege und seinen Vorlieben nach. Das ist das schöne auf so einem grossen Schiff – der Möglichkeiten gibt es da viele…
Das Tagesprogramm entnimmt man seinem Daily Planer, der jeden Abend in gewünschter Sprache auf die Kabine gebracht wird, wenn die Cabin-Stuarts zum zweiten Mal am Tag wieder Ordnung schaffen. Vom Serviettenfalten über Kochvorführungen bis Tanzstunden und speziellen Vorträgen über Anlaufhäfen, Sprachkurse, Akupunktur und Zahnbleeching, um nur einiges zu nennen, wird es bestimmt niemandem langweilig.
Zum Galadinner machen wir uns schick, geniessen die vielen Köstlichkeiten in drei bis fünf oder sechs Gängen und gehen danach ins Theater zum Captain’s Cocktail Empfang.
Der junge norwegische Kapitän Gerry Larsson-Fedde stellt seine ranghöchsten Offiziere vor, heisst uns Gäste herzlich willkommen und prostet uns zu. Den meisten Applaus bekommt immer der Executive Chef, also der Chefkoch – und das ist Andy Bouchard aus Deutschland/Kanada.
Danach (um 21. Uhr) begeistert uns die mitreissende, feurige Show „Spotlight Broadway” mit den Celebrity Sängern und Tänzern, alles live gesungen und live begleitet vom bordeigenen Celebrity Orchester. Alle Bars laden ein zu Drinks und Musik bis spät in die Nacht…
Mittwoch, 23.6.2010
Sonnenaufgang ist bereits um 03.52 Uhr!
Die meist weissen Häuser mit hellgrauen Schieferdächern auf den wasserdurchfurchten Inselchen am Eingang des Store Fjords bilden das absolut hübsche Panorama, das uns an diesem Morgen in Alesund begrüsst. Schon von Deck 11 aus sehen wir, wie harmonisch sich moderne Gebäude in die alten Jugendstilhäuser einfügen und ein harmonisches Stadtbild ergeben. Das Grün der Bäume und das dunkle Blau des Fjordwassers strahlen Ruhe aus…
Zu Fuss machen wir uns auf den Weg, denn wir „parken” direkt in der Stadt, die mit ihren 40.000 Einwohnern auf halbem Weg zwischen Bergen und Trondheim an der Nordwestküste Norwegens liegt. Sie erstreckt sich über drei mit Brücken verbundene Inseln und ist einer der bedeutendsten Fischereihäfen des Landes. Folgte man dem Fjord weiter, gelangte man tiefer ins Land nach Geiranger, wo wir später auf unserer Reise noch hinkommen.
Die Innenstadt wurde 1904 durch ein verheerendes Feuer beinahe vollständig zerstört und danach von Grund auf neu errichtet, woran unser alte Kaiser Wilhelm mit seiner Hilfe massgeblich beteiligt war. So bewundern wir heute die attraktive Architektur mit modernem Ambiente.
Wir erkunden zuerst die Innenstadt um Leuchtturm, Kirche und Hafen und treffen uns dann wieder, um mit dem Bummelbähnle um 14.40 Uhr eine Tour auf den Berg Aksla zu machen. Unsere Sportlichen sind allerdings die 418 Stufen auf den Berg gestiegen und auch wieder hinunter.
Die Fahrt selbst mit Ausblicken aufs Wasser ist eher nicht aufregend. Umso atemberaubender ist aber der Blick vom Aussichtspunkt in 411 Metern Höhe! Vor uns breitet sich der zerklüftete Storefjord in seiner vollen Grösse und Pracht aus. Steil erheben sich Felsklippen in der Ferne aus der im Sonnenlicht schimmernden Norwegischen See. Gut erkennen wir die drei Inseln der Stadt mit ihren beiden Brücken. Bewundernd hält dieses Panorama unseren Blick gefangen.
Nach einer Stunde erreichen wir wieder den Ort und gehen zurück zum Schiff, das um 17.00 Uhr ablegt.
Nach dem wieder köstlichen Dinner verzichten die meisten von uns heute auf die Performance der stimmkräftigen Karen Grainger im Theater, sondern widmen sich im Rahmen der Fussball-Weltmeisterschaft dem Spiel Ghana-Deutschland im Kino. Mit Glück hat Deutschland 1:0 gewonnen!
Donnerstag, 24.6.2010
Frühes oder spätes, grosses oder kleines Frühstück, Frühsport oder nicht, jeder pickt sich seine Rosinen raus, aber alle wollen dabei sein, wenn wir den nördlichen Polarkreis durchfahren!
Für diese Besonderheit öffnet der Kapitän ausnahmsweise den Hubschrauberlandeplatz auf Deck 5 vorne auf dem Schiff – ein Logenplatz zum Fotografieren!
Als nördlicher Polarkreis wird das südlichste Ende der arktischen Region bezeichnet, ein geografischer Ring, der ca. 2655 km vom Nordpol entfernt den Globus „krönt”. Der nördliche Polarkreis zieht sich durch 8 Länder und bildet die imaginäre Linie, an der die Sonne am Tag der Sommersonnenwende (21. Juni) nicht untergeht! Und zur Wintersonnenwende am 21. Dezember nicht aufgeht (Zeit der Polarlichter).
Zwischen 11.15 Uhr und 11.30 Uhr bleibt und dreht sich unser Schiff in der Nähe der Vikingrunnen Insel, damit wir Fotos von dem Globus als Wahrzeichen des Polarkreises machen können.
Die Sonne scheint vom leicht bewölkten blauen Himmel. Die Szenerie ist unglaublich! Man kann förmlich die Stille hören, die sich hier ausbreitet in unberührter Natur. Man braucht gar nichts sagen, man will einfach nur schauen, schauen schauen…
Weiter gleiten wir durch die Fjorde. Nach und nach verlassen die durchgefrorenen Gäste das Landedeck. Was für ein Erlebnis!
Im San Marco Speisesaal freuen wir uns an unseren Tischen wieder über das schmackhafte Essen und die netten und lustigen Gespräche. Der Tenor im Theater haut uns nicht um, wohl aber wieder die unglaublich Aussicht von der Reflections Lounge (Deck 11), wo heute der 20. Geburtstag von Celebrity Cruises mit einer riesigen Torte und Sekt gefeiert wird. Wir tanzen und trinken und freuen uns auf das Schauspiel der nicht untergehenden Sonne! Bis 1 Uhr nachts schauen und fotografieren wir bei klarster Sicht. Wir werden nicht müde, die Sonne zu beobachten, die einfach nicht verschwindet…
Freitag, 25.6.2010
Hoch über dem nördlichen Polarkreis, im Land der Mitternachtssonne, auf halbem Wege zwischen den Lofoten und dem Nordkap, liegt Tromso.
50.000 Einwohner leben in dieser auf drei Inseln gelegenen Stadt, umgeben von Wäldern, Fjorden, Bergen und zerklüfteten Künsten. Als Ausgangsbasis für Polarforscher bezeichnet man Tromso auch als „Tor zur Arktis”. Seit 1866 bereits gibt es hier die nordnorwegische Wetterstation und das Nordlicht-Planetarium. Und die einzige Universität Nord-Norwegens.
Wie andere norwegische Häfen bleibt auch der Hafen von Tromso durch den Golfstrom im Winter eisfrei, was wichtig ist für die Verschiffung von vor allem Fischprodukten (Norwegens grösste Krabbenfabrik).
Mit dem Shuttlebus fahren wir ca. 20 Minuten ins Stadtzentrum (Tromsoya) und wandern los durch die Fussgängerzone und über die spektakuläre Tromsobrua, die 1960 erbaute Brücke, die die Stadtinseln verbindet. Unser Ziel ist die Eismeerkathedrale auf der anderen Seite (Tromsdalen). Sie wurde 1965 eingeweiht und stellt in ihrer Dreiecksform die Eiseskälte eines Gletschers dar. Durch das grösste Buntglasfenster Europas strahlt die Sonne und zeigt uns leuchtende bunte Farben, vor allem das Blau strahlt in vielen Schattierungen.
Noch gute 10 Minuten laufen wir bergan zur Seilbahnstation. Innerhalb von 4 Minuten bringt uns eine Gondel auf den Storsteinen (grossen Felsen) zum Aussichtspunkt in 426 m Höhe und verschafft uns so einen fantastischen Ausblick auf Tromso und die umliegende Landschaft. Und natürlich unser Schiff, das im Hafen liegt und auf uns wartet.
Der Linienbus bringt uns zurück in die Stadt, wo wir ein wenig bummeln und die jetzt geöffnete alte Holzkirche besichtigen.
Um 18.00 Uhr laufen wir aus mit Richtung auf das 153 Seemeilen entfernte Honningsvag.
Mit Anni und Gerd und Ching Chih wollen wir nach dem Dinner an der Martini Ice-Bar die Jonglierkünste der Bartender bewundern, die allerdings wegen der immer noch akuten Norovirus-Gefahr nur einzelne Drinks mixen dürfen und nicht die ineinandergestapelten und gekonnt zelebrierten Cocktails. So entscheiden wir uns für einen Martini Sampler – sechs verschiedene kleine Martinis -, eben ganz normal eingeschenkt. Wir sind aber heute alle etwas müde, weil wir ja gestern so ausgiebig der Mitternachtssonne gefrönt haben…
Samstag, 26.6.2010
Honningsvag, die nördlichste Stadt der Welt – das Tor zum Nordkap – auf dem gleichen Breitengrad wie Alaska und Sibirien. Und da sind wir nun!
Bei strahlendem Sonnenschein und 17 Grad. In diesem malerisch gelegenen Dörfchen (3.500 Einwohner) mit schlichten Häusern, überdimensionaler und karger Landschaft, das einen natürlichen Lebensraum bietet für Rentiere, Wale und einzigartige Vogelarten. In den Höhen liegt Schnee.
Statt wie erwartet zu ankern legt die CONSTELLATION am Kai an. Umso besser!
Im Sommer kann es hier bis 32 Grad warm werden, es gibt fruchtbares Ackerland und im Winter eisfreie Häfen (Golfstrom). Die lange Finsternis im Winter (November bis Januar) sorgt für hohe Stromkosten.
Wir haben einen Ausflug gebucht um 9.30 Uhr. Gemeinsam mit einigen anderen Bussen machen wir uns auf den 45 minütigen Weg (22 Meilen), durchfahren die gerundeten Riesenhügel, auf dessen kargen Wiesen unzählige Rentiere Flechten und Wildblumen äsen oder auf gletscherhaften Schneefeldern liegen um sich zu kühlen. Als ich später bei einem Stopp in der Souvenierhütte die dicken Rentierfelle anfasse, verstehe ich, warum sie das tun, das Kühlen meine ich. Ich komme mit den Fingern gar nicht auf den Grund des Felles, so dick und dicht ist es.
Wieder wirkt die unberührte Landschaft als wäre ihr ein Mantel der Ruhe übergelegt.
Dann sind wir am Nordkap: 71 Grad 10‘ 21‘‘ oberhalb des Polarkreises, auf halbem Weg zwischen Oslo und Nordpol. Der atlantische Ozean trifft hier auf den Arktischen Ozean und auf den ersten Teil der europäischen Küste.
Am Wahrzeichen des Nordkap, der grossen Weltkugel auf dem kargen Felsen, werden Fotos gemacht, der Blick schweift über unendliche Weite – auch zu dem eigentlich nördlichsten Punkt, der kleinen Landzunge der benachbarten Insel Knivskjellodden (ca. 1,5 km länger).
Im Kino der Nordkaphalle sehen wir einen beeindruckenden Film, der Stimmungen der Jahreszeiten wiedergibt durch Bild und Musik, auch die bekannten Nordlichter des Winters. Ausserdem befinden sich eine kleine Kapelle, verschiedene Restaurants, Andenkenshop und ein Postamt in vier in die Klippen eingelassene Etagen.
Vor der Nordkaphalle befindet sich die Skulptur „Kinder der Erde”, sie wurde von sieben Kindern aus sieben Erdteilen geschaffen und symbolisiert Hoffnung, Freude, Frieden und Freundschaft.
Als es Zeit ist in den Bus zu steigen steht die Sonne hoch am Himmel. Schnell noch ein Gläschen Sekt an diesem besonderen Ort. Während der Rückfahrt nach Honningsvag sehen wir Rentiere grasen und “Stockfischanlagen”, immer wieder Ausläufer des Ozeans und Seen von Schmelzwasser.
Eine grosse Hotelanlage wird plötzlich sichtbar, im typischen rot der norwegischen Häuser, mitten in dieser kargen Welt, die so anziehen wirkt, dass Gudrun und Uwe feststellen: hier müssen wir mal im Winter herkommen!
Zurück im Ort durchwandern wir noch ein wenig die kleinen Strassen, gehen zurück auf die CONSTELLATION und ziehen unsere Badesachen an und sonnen uns auf dem Pooldeck – mitten am Nordkap! – so warm ist es! Sogar beim Auslaufen sitzen wir auf dem hinteren Aussendeck. Unglaublich.
Noch den ganzen Abend über segeln wir durch wunderschönes Panorama mit kargen Bergen und ruhigen Gewässern, es bleibt ja so lange hell.
Dinner, Show, Casino, Musik und Tanz, in alle Winde verstreut vergnügen sich die Gäste auf der CONSTELLATION…
Sonntag, 27.6.2010
Heute lässt sich die Sonne kaum blicken. Kalter Wind pfeift durch offene Türen. Brrrr…
Leider hält sich der Norovirus noch immer auf dem Schiff. Code Red! Von unseren Leuten ist einer leicht seekrank, einer hat vielleicht den Virus, der aber nur 24 Stunden anhalten soll. Die Zahl den Infizierten ist gestiegen. Ununterbrochen desinfiziert das Personal Handläufer, Toiletten, Tische, Stühle, Spielautomaten – einfach alles. An allen Eingängen gibt es Hände-Desinfektion.
Die See bewegt sich auf etwa 4 bis 5 m hohen, kurzen Wellen. Davon bekommt jedoch am Nachmittag kaum jemand etwas mit, weil viele das aufregende und spannende WM-Spiel England-Deutschland schauen. Und das Ergebnis 4:1 lässt uns jubeln, die Engländer dagegen wurden während des Spiels immer leiser.
Nach dem Abendessen ist wieder Showtime: „Rhythm of the Night” – Latin-Beat und Spanische Hotlights geben den Ton an.
Montag, 28.6.2010
Mitten in dem Städtchen Molde parkt unser Ozeanriese und ragt über die Dächer der Hafenhäuser hinaus. Molde gibt 22.000 Einwohnern ein Zuhause, hat durch mildes Klima eine üppig grüne Vegetation. Besonders Rosen gedeihen in vielfacher Form, weshalb Molde auch „Stadt der Rosen” genannt wird. Hier findet der Besucher moderne Museen, Theater, Galerien, auch jährlich ein Jazz-Festival. Der Ort zieht sich an der Küste Norwegens entlang, vom Aussichtspunkt auf dem Vardenberg blickt man auf das Panorama mit Romsdal Fjord und 87 weissen Spitzen der Romsdal Berge (2.500 m Höhe).
Zum Aussichtspunkt (eine Stunde Fussweg) schaffen wir es nicht, Uwe und Gudrun allerdings kommen uns auf ihrem Rückweg vom 400 m Berg schon entgegen, ebenso früh dran waren Katja und Martin.
Wir bummeln zu sechst durch den gepflegten Ort, vorbei an hübschen Cafés und Geschäften, besichtigen den Rosengarten auf dem Dach des Rathauses und bestaunen die helle Kirche, in der es sogar vorne neben dem Altar eine Kinderspielecke gibt. Ching Chih bestaunt die moderne, grosse chromfarbene Orgel.
Unser Weg führt bald ganz schön steil bergan zum Romsdal Museum – einem hübschen Museumdorf. Rosemarie, Karl, Heide und Ching Chih machen eine Pause am nahegelegenen Café und spazieren später weiter. Wir beide gehen ins Museum ( je 8 Euro Eintritt), koalieren mit Anni, Gerd und Roswitha und bestaunen die wunderschönen alten Holzhäuser mit grasbewachsenen Dächern, allesamt auf steinernen „Stelzen” stehend, damit Mäuse nicht eindringen können. Das war damals äusserst wichtig, denn jedes Haus hatte eine spezielle Befugnis, z.B. Vorratshaltung für Fleisch und Gemüse, Getreide, ein Haus für Schafe, eines für Pferde, eines zum Waschen, Kochen etc., und natürlich zum wohnen mit Feuerplatz. Sehr interessant unterrichtet uns eine Norwegerin in alter Tracht über die damalige Zeit, ihre Schwierigkeiten und den Fortschritt zum bequemeren Leben. Wir halten uns ganz schön langer hier auf bevor wir auch zu dem niedlichen Café rüber gehen. Antikes Goldrand-Geschirr sollen wir mit hinausnehmen, während wir drinnen bestellen und dann draussen auf unsere frisch gebackenen Waffeln und die verschnörkelte Kaffekanne warten.
Schliesslich fängt es an zu regnen – wie vorausgesagt -, aber wir haben ja vorgesorgt und begeben uns dann mit Schirmen, Regenjacken und Plastikcapes (vielen Dank an die Rheumaliga) zurück zum Hafen und – evtl. nach einem Shoppingbummel – aufs Schiff.
Kaum sind wir zurück strahlt die Sonne wieder aus allen Knopflöchern. Die Leute liegen am Pool, sitzen auf dem Terrassendeck bis zur Ausfahrt um 18.00 Uhr, zu der wieder das Helipad geöffnet wird.
Beim Dinner gibt es für uns eine Überraschung: Rosemarie spendiert eine Flasche Sekt, weil ihr Sohn zu Hause heute sein Ingenieurstudium erfolgreich abgeschlossen hat – darauf stossen wir gerne mit ihr an und gratulieren aus der Ferne.
Abends bietet das Theater Unterhaltung an mit dem Kabarettisten Perry Grant, ein Klavierspieler mit guter Stimme und einem eigenen, femininen Humor – sehr unterhaltsam, wenn man die Sprache versteht.
Dienstag, 29.6.2010
Einer der Höhepunkte dieser Reise erwartet uns heute. Leider sind inzwischen drei aus unserer Gruppe vom Virus heimgesucht bzw. wieder gesund und quälen sich durch den Tag.
Der Geiranger Fjord (Weltkulturerbe), der über 10 Meilen ins Landesinnere reicht, gilt mit seiner Schönheit als die Perle der Fjorde Norwegens. Majestätische Berge mit schneebedeckten Kuppen, rauschende Wasserfälle, üppige Vegetation und tiefblaues Wasser, durch das unsere CONSTELLATION nur einen leichten Kringel zieht – ansonsten liegt es wie ein Spiegel unter uns – als wir morgens ab 5 Uhr (oder schon früher) die Ein- und Durchfahrt bestaunen.
Vorbei an den „Sieben Schwestern”, dem „Bräutigam” und dem „Brautschleier”, um nur die bekanntesten Wasserfälle zu nennen, gleiten wir durch die Lichtspiele der aufgehenden Sonne dem kleinen Örtchen Geiranger entgegen. Ganz 350 Seelen zählt dieses Dörfchen, dass von unzähligen Touristen aufgesucht wird.
Edith, Roswitha, Rosemarie und Karl machen mit dem Bus eine Sightseeing-Tour auf die Spitze des Dalsnibba – 1.495m hoch mit Traumblick in den Fjord.
Ching Chih wandert durchs Dörfli (sie war schon letztes Jahr oben). Die anderen gehen auch auf eigene Tour.
Katja, Martin, Heide, Anni, Gerd, Bernd und ich wandern um 9 Uhr morgens los bis zur „Mittelstation”. Der Anstieg ist steil und steinig, manchmal schlammig vom Regen der Vortage. Immer wieder bleiben wir stehen, geniessen die Ausblicke und verpusten erst mal. Die Sonne meint es gut mit uns, als wir oben ankommen, haben wir bereits die ersten Schichten Jacken und Pullover ausgezogen. Der Blick ins Tal, in den Fjord, auf die Berge rundum ist atemberaubend schön – und der Lohn für die Strapazen.
Wir essen unser mitgebrachtes Picknick und ruhen uns aus. Fotos ohne Ende werden geknipst…
Erholt folgen wir dem Pfad durch die Ziegenwiese zum Aussichtspunkt…… den wir aber nicht finden und nach einer Weile umkehren. Wieder durch die Wiese. Vorbei an den kleine, süssen Meckerzicklein. Gekonnt den vielen „Tretmienen” ausweichend, wobei ich wohl einmal zu viel ausweiche und – plums, aber mit guten Haltungsnoten – stolpere und auf die Nase, nein Hände und Knie falle! Ist aber fast alles heilgeblieben, nur die Hose…
Schon ist wieder eine knappe Stunde vergangen, eine Erfrischung in der Hütte, macht uns fit für den letzten Aufstieg.
Die kürzere, aber steilere Version hat Bernd für uns ausgesucht, worüber Martin richtig froh zu sein scheint. Wir klettern, krackseln, verschnaufen – schliesslich geht es „fast senkrecht” bergan über Stock und Stein, über Bächlein und Matsch. Wir freuen uns über ein wenig Baumschatten, der in dieser Höhe jedoch rar ist. Dann hören wir ihn rauschen: den Storsetter Wasserfall! Noch eine Kurve, dann sehen wir ihn auch – auf der gegenüberliegenden Seite, über eine tiefe Schlucht hinweg zeigt er sich in voller Pracht. Fotofotofoto…
Nach weiteren 10 Minuten erreichen wir das grüne Plateau mit seinen dicken Felsbrocken, die zum Ausruhen anlocken, an dem das Schmelzwasser vorbeirauscht. Diesen Augenblick geniessen wir erst mal.
Ein kleiner, steiler Abstieg führt uns direkt hinter den Wasserfall! Unglaublich! – Direkt vor uns stürzt das tosende Wasser in die Tiefe. Der aufstiebende Nebel benetzt unser Gesicht – herrlich! Wir machen Fotos und johlen, weil wir es hierher geschafft haben. Dann bestaunen wir nur noch wortlos diese Naturgewalt!
Unsere Plastikflaschen füllen wir mit dem kalten „Engelswasser”, bevor wir wieder aufsteigen. Der restliche Proviant wird vertilgt. Hier oben treffen wir Ingrid, Michael und Barbara. Die sind wohl geübter und fanden den Aufstieg gar nicht so anstrengend. Die beiden wandern also noch bergan, während Barbara lieber mit uns absteigt, um in dem Café eine leckere Waffel zu essen, von der ich schon die ganze Fahrt über erzählt hatte. Und die haben wir uns jetzt auch verdient.
Der restliche Weg ins Tal verläuft zügig – auch wenn wir durch Abkürzungen bis zum Knöchel in völlig durchnässten, matschigen Wiesen landen. Durchs hübsche Örtchen schlendern wir (ohne dass Gerd sich ein Eis gönnt!), direkt zum Tenderboot. Und dann unter die Dusche – herrlich!
Was für ein Tag!
Beim Dinner sind wir heute etwas verstreut. Einige essen im Buffet-Restaurant auf Deck 10, um hier den guten Ausblick während der Ausfahrt aus dem Geiranger Fjord zu geniessen. Erläuternde Kommentare zum Panorama gibt es über Bordlautsprecher in verschiedenen Sprachen (englisch, deutsch und niederländisch). Bernd und ich probieren den Tuscan Grill (ein neues italienisches Steakrestaurant an Bord), ebenfalls auf Deck 10, und haben beste Sicht bei leckeren Speisen und einem guten Wein.
Ein Trompetenvirtuose gibt im Theater seine Performance, in der Reflectionslounge ist Country Abend angesagt mit Line Dance, nachdem die Acapella-Jungs wieder begeistert haben.
Wir allerdings sind schon längst im Bett.
Mittwoch, 30.6.2010
Nebel hängt über dem malerischen Dorf Olden, gelegen an der Spitze des innersten Arms des 62 Meilen langen Nordfjords. Es bildet die Pforte zu einem der ältesten und grössten Gletscher Europas, dem Jostedal, der 6.200 Fuss hoch über dem Tal thront mit einer sich bewegenden Eisfläche von etwa 770 Quadratkilometern.
Der Ort selbst ist klein und lädt zu einem Spaziergang ein. Rosemarie und Karl machen eine Farm-Tour mit wunderbarer Panoramasicht und Fotostopps und können sich in aller Ruhe auf dem norwegischen Bauernhof umsehen. Ausserdem werden sie mit köstlichem Kuchen und Kaffee verwöhnt und dürfen einheimische Spezialitäten probieren.
Einige von uns (Roswitha, Anni, Gerd, Gudrun, Uwe, Ching Chih, Heide und wir beiden) haben eine Gletschertour gebucht, dafür treffen wir uns um 12.30 Uhr vorm Schiff. Ein Bus fährt uns eine dreiviertel Stunde durch ein üppig grünes Tal mit smaragdgrünen Seen und tosenden Wasserfällen. Nur langsam fahren wir bergan und kommen zum Fusse des Briksdalen Gletschers, unserem heutigen Ziel. Ein Café und Andenken-Shop befinden sich hier und ein toller Abenteuerspielplatz für Kinder.
Ein Tourguide begleitet die Gruppe, jeder kann aber gehen wie und soweit er mag. Der Weg (ca. 1 Stunde) führt beständig bergauf, eine kleine Kletterpartie über Steine oder Treppen führt uns immer wieder an dem rauschenden Bach oder fallenden Wassern des Gletschers entlang. Die aufstiebende Gischt benetzt uns beinahe wie Regen. Ein gewaltiges Schauspiel bietet diese Natur – üppigst bewachsen mit wilden Blumen, Gräsern, Büschen und Bäumen. Immer wieder machen wir Fotos von dem in der Ferne blau leuchtenden Gletscher.
Als wir näher kommen hören wir ein lautes dunkles Grollen und die meisten von uns werden Zuschauer einer Besonderheit: ein Stück des Gletschers löst sich und donnert zusammen mit dem dahinter gestauten Wassern graunend in die Tiefe. Jetzt, wo wir so dicht davor stehen, sind Teile des Gletschers deutlich in hellem eisblau zu sehen. In dem Schmelzwasser-See schwimmen jetzt Eisplocken. Aus diesem See entsteht der mächtige Wasserfall.
Nebel verhüllt die oberste Spitze des Gletschers und der Berge, dadurch ist das Blau der Eisflächen besonders gut zu sehen. So ist es heute von Vorteil, dass die Sonne nicht scheint. Die Temperaturen liegen um 10 Grad, aber wir sind alle warm angezogen und haben Regensachen dabei. Nach dem Abstieg gibt es leckeren Kuchen und Kaffee, bevor der Bus durch die wunderschöne Landschaft zurück zum Schiff fährt. Mann, war das ein aufregendes Erlebnis! Ein toller Tag!
Ching Chih und Heide essen heute Abend Sushi im Seaside Café, wir anderen erzählen beim Dinner im San Marco Restaurant von unseren Ausflügen, geniessen das Essen, den guten Service und den Blick auf die ruhige Nordsee.
Nach der Vorstellung des Zauberers und Illusionisten im Theater tanzen wir zu Big Band Musik und probieren um 11 Uhr abends als Betthupferl von dem „Dessert Buffet Extravaganza” Cremes, Puddings, Törtchen, Früchte, Schokoladenbrunnen…
Donnerstag, 1.7.2010
In einem natürlichen Hafen gelegen an der norwegischen Nordseeküste wird die hübsche und historische Stadt Bergen von einer Halbinsel vorm offenen Meer geschützt. Grünes und bunte Blumen zeigen sich überall durch das Golfstromklima, somit sind die Wasserstrassen auch hier im Winter eisfrei. Allerdings regnet es in Bergen an 260 Tagen im Jahr („die Babies werden hier schon mit Gummistiefeln geboren”), um so mehr freuen wir uns über einen sonnigen Tag mit nur vereinzelten Wolken am Morgen und Temperaturen um 20 Grad – Bilderbuchwetter – unglaublich!
Die Stadt hat ca. 220.000 Einwohner, ist somit zweitgrösste Stadt des Landes, ist von Bergen und zahlreichen Fjorden umgeben. Die Haupteinnahmen beziehen die Einwohner aus Fischfang, Tourismus und hauptsächlich Nordseeöl.
Heute wandert jeder nach Lust und Laune los, wir liegen mit unserem Schiff direkt in der Stadt. Unser Weg mit Edith und Roswitha führt uns vorbei am Bryggen, der malerischen Altstadt mit ihren hübschen bunten Holzhäusern, direkt zum Fischmarkt. Gerade noch bauen die letzten Händler ihre Stände auf mit den köstlichen Fischen, Meerestieren, Walschinken, Kaviar, Rentiersalami etc. Sehr appetitlich und frisch sieht alles aus, wir probieren von diesem und jenem; die Leute sind sehr freundlich. Norwegische Pullover, Mützen und Handschuh, Rentiertaschen und Trolle und tauschend andere Dinge könnte man auf dem Markt erstehen.
Es ist noch früh, ca. halb zehn, da entschliessen wir uns, mit der Floibanen/Seilbahn zum Aussichtspunkt auf dem Gipfel des Floyen (ca. 300 m Höhe) zu schweben, bevor die Gäste der Astor, Transocean, die ebenfalls im Hafen angelegt hat, ihr Schiff verlassen und die Stadt erobern. Edith und Roswitha bummeln lieber durch die Stadt, vor allem auch die Markthalle mit ihren Delikatessen wollen sie besuchen, und fahren mit dem Bergen-Expressen durch die Stadt und zu Aussichtspunkten mit Postkartenpanorama.
Das Panorama ist – wie so oft auf unsere Tour – breathtaking! Weit breitet sich die Stadt aus über Inseln und Bergausläufer, blaues Wasser der Nordsee und der Fjorde spiegeln die bezaubernde Landschaft. Hier kann man sich wieder nicht sattsehen…
Anni und Gerd tauchen auch hier oben auf. Und später Ching Chih und Heide, die sich wieder so doll freuen über diese wunderschönen Erlebnisse, die wir auf dieser Reise erleben. Und dann noch dieses Superwetter – der erste Sommertag in Bergen!
Als wir mit der Gondel abfahren stehen Schlangen von Leuten an der Talstation an – das haben wir gut gemacht. Über die Fussgängerzone spazieren wir bis zum Denkmal von Edvard Grieg und dem erst 2010 erstellten riesigen Art-Würfel am See. Wir sehen Kindergartenkinder in dem Stadtpavillion frühstücken, Menschen auf modernen und antiken Brunnen sitzen oder liegen – Wir kehren in ein hübsches Café am Ende der Shoppingmeile ein. Irgendwie liegt auch über dieser Stadt eine Ruhe, die ich schon während der ganzen Reise empfunden habe. Es scheint einfach stressfreier hier im Norden.
Später streifen wir nochmal über den Fischmarkt, treffen Anni und Gerd mit einem riesigen Eis auf der Hand. Die Tische und Bänke auf dem Markt sind voll besetzt mit Leuten, die diese wunderbaren Fische, Krabben, Hummer usw. frisch zubereitet essen – tolle Atmosphäre. Natürlich können wir an dem lecken Eis nicht vorbeigehen und wandern schleckend an der alten Bryggenzeile nördlich des Hafens entlang. Geschäfte und Restaurants wechseln sich ab. Auch hier wütete einst ein Feuer – wie so oft in Norwegischen Orten – alles wurde im gleichen Stil aber mit Stein – bis auf die Fassaden – wieder aufgebaut.
Bergen hat natürlich auch Kirchen, Museen, Aquarium, Universität und Kulturelles zu bieten – ich weiss nicht, wer von unserer Gruppe sich da umgeschaut hat – wir jedenfalls gehen nach unserem Bummel aufs Schiff zurück und erwarten auf dem Sonnendeck im Liegestuhl die romantische Ausfahrt durch unzählige Inselchen in die Nordsee…
Heute ist der zweite und letzte Galaabend dieser Tour – alle freuen sich auf ein elegantes Dinner, heute besonders auf Hummer, Jakobsmuscheln und andere feine Speisen und den anschliessenden Theaterbesuch. Bernd und ich sind vom Staffcaptain an den Kapitänstisch eingeladen (zur späten Essensitzung). Angenehme Gesellschaft und ungezwungene Gespräche mit dem sehr netten, 34 Jahre jungen Schiffsoffizier bereiten uns einen angenehmen Abend.
„Celebrate the World” heisst die Broadway Show im Theater und führt tatsächlich in musikalischer Reise um die Welt. Exzellent dargeboten werden irischer Stepptanz, argentinischer Tango und „Evita”, russische Kosakentänze und vieles mehr. Klasse Show!
Freitag, 2.7.2010
Morgens scheint die Sonne bei 15 Grad, eine steife Brise weht kühl übers Deck, aber windgeschützt oder mit eine Decke hält mans auch auf der Sonnenliege gut aus. Das Schiff zieht einen weissen Gischtschweif in das azurblaue Meer. Zu Hause in Deutschland ist inzwischen der Sommer eingekehrt – an die 30 Grad – na endlich!
Ingrid und Michael treffen wir beim morgendlichen Lauf übers Schiff, auch Annette und Jürgen -allerdings ist ihre Laune nicht zuletzt wegen der Hinderlichkeiten aufgrund des Virus an Bord etwas angeschlagen?
Am späten Mittag zieht Nebel auf, gerade passend, um noch den Lunch einzunehmen und dann pünktlich um vier Uhr im Theater zu sein, wo das WM Spiel Holland-Brasilien übertragen wird (viele Holländer sind an Bord). Die Sonne scheint jetzt durch verhangenen Himmel und gibt der Nordsee eine kräftig türkise Farbe. 2:1 gewinnt Holland – was für ein tolles Match.
Koffer packen wir nebenbei und stellen sie vor Mitternacht auf den Gang. Einen Abschiedsdrink genehmigen wir uns in der Martini Ice Bar und gehen nicht zu spät zu Bett. Wegen des immer noch wütenden Norovirus an Bord müssen wir morgen die CONSTELLATION bereits um 07.00 Uhr verlassen, damit das Schiff komplett desinfiziert werden kann. Wir bestauen dennoch mitten auf der Nordsee einen traumhaften Sonnenuntergang.
Samstag, 3.7.2010
Schon als wir zum Bahnhof die paar Hundert Meter zu Fuss gehen ist es schwüle 18 Grad warm. Häufig machen wir Pause, weil wir unsere Koffer ziehen, vorsichtshalber noch Jacken dabei haben, und Rucksäcke, Handtaschen… Trotzdem wollte keiner ein Taxi nehmen für das kurze Stück. Im Bahnhof verstauen wir alles in Schliessfächer und spazieren leichten Fusses in die Innenstadt Amsterdams, durch die Rückstände des gestrigen Fussball-Public-Viewing, die gerade entsorgt werden. Da war wohl mächtig was los. In kleinen Grüppchen suchen wir Lokale oder Cafés auf für ein gemütliches zweites Frühstück, durchstreifen Gassen und Lädchen.
Mittags holen wir unsere Sachen wieder aus den „Verschlägen” und steigen kurz vor 13 Uhr in den Zug nach Hilversum. Hier müssen wir umsteigen in den IC nach Hannover, der gar nicht so voll besetzt ist. Leider fällt die Klimaanlage nach kurzer Fahrzeit aus – wir schwitzen wie die Äffchen. Wasser wird verteilt. Einige von uns trinken ein kühles Bier im kühlen Bistrowagen. Aber auch diese Fahrt geht vorüber.
Roswitha wird gebührlich mit einem Schiff ahoi in Hannover verabschiedet. Wir fahren noch bis Meinersen bzw. Gifhorn weiter. Die Töchter von Katja und Martin warten schon sehnsüchtig auf ihre Eltern, die noch nie so lange ohne Kinder verreist waren. Auch die andern werden von ihren Lieben abgeholt oder kommen irgendwie nach Hause.
Uwe und Gudrun fliegen zurück, Ingrid und Familie reisen per PKW nach Hause.
13 Tage und Nächte führte unsere Tour entlang der Küste von Norwegen durch beinahe konstant ruhige Gewässer. Das Wetter meinte es absolut gut mit uns – sogar Baden und Sonnen konnten wir uns und einen gebräunten Teint mit zurück bringen.
Viel haben wir erlebt: die aufregende Polarkreisüberquerung, das Schauspiel der nicht untergehenden Mitternachtssonne, Postkartengrüsse vom nördlichsten Postamt Europas, Rentiere in unberührter Natur, tosendes Rauschen unter dem Storsetter Wasserfall, atemberaubende Aussichten aus schwindelnden Höhen, rauschenden Aufstieg zum blauen Gletscher – mehrere Millionen Jahre alt.
Die besuchten Landschaften waren: atemberaubend – beruhigend, gewaltig – anmutig, riesig – puppig, unberührt – modern, bezaubernd, beeindruckend und vor allem wunderschön!
Wir haben viel zusammen erlebt, erzählt, gelacht und erfahren, wenngleich wir auch nicht alles gemeinsam unternommen haben. Die Zeit mit Euch war interessant und unterhaltsam. Sicher denkt Ihr noch oft an die unvergesslichen Panoramablicke zurück – wir tun das bestimmt.
Danke, dass ihr mit uns gereist seid und die Erlebnisse mit uns geteilt habt.